Die Eifeler Bevölkerung galt (und gilt auch bisweilen heute noch) als konservativ, katholisch und mit dem Lebensraum verbunden. Dies war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in verstärktem Maße der Fall, denn Bildung, Mobilität und Medien waren weniger ausgeprägt als heute. Die Jahrhunderte lange Abhängigkeit von weltlichen oder kirchlichen Grundherren steckte den Menschen noch „in den Knochen“ und hatte, im Gegensatz zu den industriellen Zentren, hierzulande kaum zu revolutionären Umtrieben geführt, mal abgesehen vom „Klöppelkrieg“ zum Ende des 18. Jahrhunderts, der schon nach wenigen Tagen für die beteiligten Bauern blutig endete. Die an den Ertrag des Bodens gebundene Bevölkerung hatte bei solchen „Umtrieben“ alles zu verlieren und nichts zu gewinnen - im Gegensatz zu den Fabrikarbeitern in den Städten. Doch allein die Bindung an die Scholle, an den Besitz wirkte hier nicht als Zement - die Auswanderungswellen des 19. Jahrhunderts belegen dies.
Die katholische Kirche ihrerseits bot seit Jahrhunderten mit der Aussicht auf das „Jüngste Gericht“ eine geistige Perspektive, die wenig Spielraum ließ, aber die soziale Kontrolle beflügelte. Sie verkörperte die geistige Autorität, die nicht in Frage gestellt wurde - weniger aus Überzeugung, sondern eher aus Angst und Unterwürfigkeit. Ihr lokaler Vertreter, der Pfarrer, war, neben dem Lehrer, eine unbedingte Respektsperson, dem man einen höheren Sozialstatus zubilligte und dem man nicht zu widersprechen wagte.
Nachdem Papst Pius IX. im Dezember 1854 das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens verkündet hatte, nahm die Muttergottes die führende Stelle bei den Heiligen ein. Damit verbunden waren die Maiandacht, das Rosenkranzgebet und der dreimal am Tage gebetete Engel des Herrn Ausdruck dieser besonderen Verehrung. Die Wallfahrt war die auffälligste Form der Heiligenverehrung. Neben Neviges (im Bergischen Land) waren Kevelaer, Luxemburg oder Lourdes Ziel der Pilger.
Parallel hierzu genoss auch die weltliche Macht, insbesondere der König bzw. Kaiser „von Gottes Gnaden“, ein hohes Ansehen und unbedingten Gehorsam. Er und seine Armee waren ja immerhin dem „Erbfeind“ 1813 („Völkerschlacht“ bei Leipzig) und 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg) siegreich entgegengetreten, hatten das Reich als Weltmacht etabliert, Kolonien gegründet und sorgten vorbildlich für die Untertanen, wenn man den amtlichen Verlautbarungen Glauben schenkt.
Im Kaiserreich hatte sich die Idee des Nationalstaats deutlich gewandelt. National und konservativ galt als Ideal; wichtiger als die „Freiheit“ wurde die „Einheit“ propagiert, was u.a. in einer Haltung gegen die nationalen und kulturellen Minderheiten im Reich zum Ausdruck kam (Polen, Juden, Sozialdemokraten). Gesellschaftlich getragen und verkörpert wurde dieser Nationalismus von den Turn-, Schützen- Sänger- und vor allem den Kriegervereinen. „Kaiser und Vaterland“ setzte sich als feststehender Begriff durch; zahlreiche Nationaldenkmäler machten dies nach außen deutlich.
Himmel und Erde waren also fest in der Hand starker Protagonisten, wobei „die Erde“ sich recht überschaubar auf den Lebensraum, die Heimat, den Landstrich bezog. Der Nachbar - Belgier, Franzose, Engländer usw. - war der Andere, der Verschiedene, im schlimmsten Fall der Feind. In dieser, aus heutiger Sicht, sehr kleinen Welt herrschte Ordnung, Recht, Disziplin, Fleiß, Pflichtbewusstsein, Gehorsam und Treue. Dem „Erbfeind“ Frankreich, dem „Welschen“, unterstellte man hingegen Genusssucht, Bequemlichkeit, Oberflächlichkeit, und Unzuverlässigkeit.
Die 1870 gegründete Zentrumspartei verkörperte diese vaterländisch-deutschen Ideale; sie fand bei der traditionell katholischen Landbevölkerung ihre Wähler. In der Zeit des Kulturkampfes noch Gegner Bismarcks, wurde sie ab 1890 zunehmend staatstragend und etablierte sich als konstante Größe im Reichstag. Mit landesweit rund 20 % der Stimmen war sie seit 1887 die zweitstärkste Partei und stets an der Regierung beteiligt. Im Regierungsbezirk Aachen besetzte sie seit der Reichsgründung 1871 alle zur Verfügung stehenden Mandate.