In seinem Roman Im Westen nichts Neues (1929) schildert Erich Maria Remarque (1898-1970) die Kriegserlebnisse des jungen Kriegsfreiwilligen Paul Bäumer und seiner Frontkameraden im Ersten Weltkrieg. Remarque verwendet den Begriff der „verlorenen Generation“ für die jungen Männer, die aufgrund ihrer in jungen Jahren erfahrenen Kriegstraumata nach dem Krieg große Mühe haben, im zivilen Leben wieder Fuß zu fassen. Sein Werk gilt als pazifistische Antikriegsliteratur.
Im Romantitel suggeriert der Autor aber auch, dass es nach Monaten und Jahren keine nennenswerten Neuigkeiten aus dem Krieg zu berichten gab. Der Stellungskrieg kostete Millionen von Menschenleben; Geländegewinne gingen so schnell verloren, wie sie gewonnen wurden. Dieses Hin und Her sowie das tausendfache Sterben bestimmten den Alltag über lange Monate. Nichts Neues eben vom westlichen Kriegsschauplatz.
Ein Blick auf die Karte zeigt, dass weder die eine noch die andere Seite wesentliche Geländegewinne zu verzeichnen hatte. Laut Schlagzeilen hätte man etwas anderes erwarten können, doch sollte sich das Zitat des amerikanischen Senators H. Johnson (1866-1945) bewahrheiten, demzufolge die Wahrheit das erste Kriegsopfer ist.
Mitte November 1914 eröffnete General Erich von Falkenhayn Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, dass der Krieg verloren sei; er schlug dem Reichskanzler einen Verhandlungsfrieden vor. Weder Reichskanzler Bethmann Hollweg noch die militärische Spitze, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und sein Stabschef, General Erich Ludendorff, wollten dies jedoch akzeptieren. Der Reichskanzler und der Generalstab verschwiegen der Nation die Bedeutung der Niederlagen an der Marne (Anfang September 1914) und bei Ypern (10.-18.11.1914). Auf diese Weise hielten sie zwar den Kampf- und Durchhaltewillen der Nation hoch, trugen aber gleichzeitig wesentlich dazu bei, dass die Diskrepanz zwischen der politisch-militärischen Lage und den Kriegszielforderungen der wirtschaftlich und politisch führenden Gruppen sich ständig vergrößerte und das vielfältige Massensterben noch Jahre weiterging.
Verlustreiche Kämpfe in Flandern (Langemarck, Ypern), der Wettlauf zum Meer, die erste Schlacht in der Champagne (die bis März 1915 andauerte) ließen die Front erstarren. Auf einer Länge von über 680 Kilometern, von der Nordsee bis zur Schweiz, erstreckte sich das Schützengrabensystem, in dem sich die feindlichen Truppen oft nur wenige Meter gegenüberstehen. Aus diesen Grabensystemen heraus entwickeln sich mörderische Gefechte mit ausgefeilten Waffen; Maschinengewehre, Artilleriebeschuss und effiziente Geschosse verursachen furchtbare Wunden und reißen die Körper in Stücke.
Ein kleiner Lichtblick, der einen Hauch von Hoffnung aufkommen ließ, war der sog. „Weihnachtsfrieden“ (englisch Christmas Truce), ein „Waffenstillstand“ bzw. eine Waffenruhe an den Weihnachtstagen 1914 zwischen deutschen und britischen Einheiten, die allerdings von den Befehlshabern nicht genehmigt worden war. Die Soldaten beider Lager waren im August sehr enthusiastisch in den Krieg gezogen und wollten Weihnachten wieder zu Hause sein. Die Ernüchterung nach den verlustreichen Schlachten im Herbst bewirkte einen tiefgreifenden Stimmungswandel, der dann zu Weihnachten zu dieser spontanen Geste der sich nur wenige Meter von einander bekämpfenden Einheiten führte. Diese Waffenruhe fand an einigen Abschnitten der Westfront zwischen Mesen und Nieuwkapelle statt, wobei es auch zu spontanen Verbrüderungen kam. Sofort nach den Festtagen begann das mörderische Kriegsgeschehen von neuem.